Fleischfressende Pflanzen – oder Karnivoren – sind wahre Wunderwerke der Evolution. Ob Venusfliegenfalle, Sonnentau oder Kannenpflanze: Sie faszinieren durch ihre spektakulären Fangmethoden, sind aber zugleich sensibel in ihrer Pflege.

In diesem Ratgeber erfährst du alles Wichtige, was du für eine gesunde Entwicklung deiner Karnivoren wissen musst – von Substrat über Licht bis zur Frage: Muss ich sie füttern?

Die optimalen Bedingungen für fleischfressende Pflanzen

Welche Erde brauchen fleischfressende Planzen

Einer der häufigsten Pflegefehler: normale Blumenerde. Sie ist für Karnivoren absolut ungeeignet, weil sie zu nährstoffreich ist. Fleischfressende Pflanzen stammen fast ausschließlich aus nährstoffarmen, oft sauren Böden wie Mooren – dort herrscht ein pH-Wert von etwa 3,5 – 4,5. 

Unsere Empfehlung:

Nutze am besten eine fertige Spezialerde für fleischfressende Pflanzen, wie du sie bei uns im Shop findest. Sie ist optimal auf die Bedürfnisse von Karnivoren abgestimmt – nährstofffrei, durchlässig und torfbasiert.

Alternativ – für Fortgeschrittene – kannst du selbst mischen:

  • ungedüngter Weißtorf
  • Quarzsand oder Perlite zur Belüftung
  • evtl. etwas Sphagnum-Moos (besonders bei Arten mit höherem Feuchtigkeitsbedarf)

Wichtig: Keine normale Blumenerde, Kompost oder vorgedüngte Kokoserde verwenden! Diese enthalten zu viele Nährstoffe und können die empfindlichen Wurzeln dauerhaft schädigen.

Luftfeuchtigkeit – das unterschätzte Kriterium

Viele fleischfressende Pflanzen sind auf eine konstant hohe Luftfeuchtigkeit angewiesen. Besonders Arten aus tropischen oder nebelreichen Regionen reagieren empfindlich auf trockene Raumluft. Wird die Luftfeuchte dauerhaft unterschritten, kann das zu deformierten Fangorganen, Wachstumsstopp oder sogar dem Absterben der Pflanze führen.

Richtwerte für die Luftfeuchtigkeit

Tipps zur Verbesserung der Luftfeuchtigkeit:

  • Mini-Gewächshaus oder Glasglocke:

    Ideal für kleinere Arten oder Jungpflanzen – sie halten die Luftfeuchte konstant und schützen vor Zugluft.

  • Offenes Terrarium mit Belüftung:

    Besonders für tropische Karnivoren eine gute Wahl. Achte darauf, dass kein Wärmestau entsteht – ein kleiner PC-Lüfter oder ein Lüftungsgitter verhindert Schimmelbildung.

  • Regelmäßiges Besprühen:

    Besprühe die Umgebung der Pflanze mit kalkfreiem Wasser – idealerweise morgens, damit überschüssige Feuchtigkeit über den Tag abtrocknen kann. Direktes Sprühen auf empfindliche Fangorgane (z. B. Klebefallen) solltest du vermeiden.

  • Wasserschale mit Kies:

    Stelle den Pflanztopf auf einen Untersetzer mit feuchten Tongranulat oder Kies. Durch die Verdunstung erhöht sich die lokale Luftfeuchte – besonders wirksam in Kombination mit einem Standort ohne Zugluft.

Beispiel: Kannenpflanzen aus dem tropischen Regenwald wie Nepenthes bilden ihre charakteristischen Fangorgane oft nur dann zuverlässig aus, wenn die Luftfeuchtigkeit über 70 % liegt.

Karnivoren düngen – ja oder nein?

Fleischfressende Pflanzen sind an nährstoffarme Lebensräume angepasst und beziehen den Großteil ihres Stickstoffbedarfs aus gefangenen Insekten. Eine zusätzliche Düngung ist daher in den meisten Fällen nicht notwendig – und kann sogar schaden. Ein Zuviel an Nährstoffen, insbesondere Stickstoffverbindungen, führt oft zu Wurzelschäden, Wachstumsstörungen oder dem Absterben empfindlicher Fangorgane.

Grundsätze zur Düngung:

  • Für die meisten Arten – etwa Sonnentau, Venusfliegenfalle oder Schlauchpflanzen – ist keine Düngung erforderlich. Sie sind optimal an eine nährstofffreie Umgebung angepasst.
  • Bei Kannenpflanzen (zum Beispiel Nepenthes) ist unter bestimmten Bedingungen eine sehr schwache Düngung möglich: etwa monatlich mit stark verdünntem Orchideendünger (¼ der empfohlenen Dosierung) über das Gießwasser

Wer auf Nummer sicher gehen will, verzichtet ganz auf Dünger und sorgt stattdessen für ausreichend Licht, Luftfeuchtigkeit und gelegentlichen Insektenkontakt – so funktioniert die Versorgung ganz natürlich.

Gießen fleischfressender Pflanzen – auf die Wasserqualität kommt es an

Karnivoren reagieren äußerst empfindlich auf Kalk und gelöste Salze. Leitungswasser ist in fast allen Regionen zu mineralreich. Es erhöht den pH-Wert im Substrat und kann Wurzeln nachhaltig schädigen.

  • Regenwasser: Ideal, wenn es gefiltert oder in einer sauberen Tonne gesammelt wird
  • Destilliertes Wasser: Vollständig mineralfrei, im Handel erhältlich
  • Umkehrosmose-Wasser: Gefiltertes Wasser aus speziellen Osmoseanlagen, bei dem fast alle gelösten Salze entfernt wurden. Es ist ähnlich rein wie destilliertes Wasser, aber umweltfreundlicher in der Herstellung.

Auch das Gießverhalten ist relevant.

  • Anstauverfahren: Der Pflanztopf steht in 1–2 cm Wasser. Diese Methode eignet sich besonders für Pflanzen, die in moorigen Böden wachsen – etwa Arten mit ständig feuchtem Wurzelbereich.
  • Oberflächengießen: Für Pflanzen mit empfindlichen Wurzeln oder epiphytischer Herkunft – das Substrat wird durchdringend gegossen, aber nicht dauerhaft nass gehalten. Zwischen den Wassergaben darf die Oberfläche leicht abtrocknen.

Beispiel: Eine Kannenpflanze sollte regelmäßig gegossen werden, aber nie im Wasser stehen. Ihr Substrat muss luftig und durchlässig bleiben.

Anstauverfahren beim Gießen von fleischfressenden PflanzenAnstauverfahren beim Gießen von fleischfressenden Pflanzen

Was ändert sich im Winter?

Einige fleischfressende Pflanzen legen im Winter eine Ruhepause ein. Diese Winterruhe ist überlebenswichtig und sollte keinesfalls übersprungen werden. Sie dauert in der Regel von November bis Februar und simuliert den natürlichen Rückzug bei kühleren Temperaturen und geringerer Sonneneinstrahlung.

Für Arten mit Winterruhe gelten folgende Bedingungen:

  • Temperatur: 5–10 °C, z. B. im Keller mit Fenster oder im unbeheizten Treppenhaus
  • Licht: weniger Licht ist unproblematisch, Kunstlicht ist in dieser Zeit nicht nötig
  • Gießen: nur leicht feucht halten, das Substrat darf keinesfalls nass sein
  • Wichtig: Nicht düngen, nicht umtopfen, nicht füttern

Beispiel: Pflanzen mit Winterruhe sind typischerweise in gemäßigten Klimazonen beheimatet – wie etwa Schlauchpflanzen, Fettkräuter aus kühlen Regionen oder die bekannte Venusfliegenfalle.

Unsere Auswahl an fleischfressenden Pflanzen

Schädlinge und Krankheiten bei fleischfressenden Pflanzen – was tun?

Auch wenn fleischfressende Pflanzen Insekten fangen, sind sie selbst nicht immun gegen Schädlinge oder Krankheiten. Besonders in Innenräumen – wo Luftzirkulation, Feuchtigkeit und Lichtverhältnisse oft nicht optimal sind – können sich ungebetene Gäste rasch ausbreiten.

Problem Ursache Gegenmaßnahme

Trauermücken Zu feuchtes Substrat, Staunässe Gelbtafeln aufstellen, Gießverhalten anpassen, umtopfen
Blattläuse trockene Luft, geschwächte Jungpflanzen Neemöl, Schmierseifenlösung, sanftes Abbrausen
Spinnmilben zu trockene Umgebung, Heizungsluft Luftfeuchte erhöhen, ggf. biologisches Spray
Schimmel / Pilze schlechte Belüftung, Überwässerung Substrat austauschen, Pflanze luftig und hell stellen

Muss man fleischfressende Pflanzen füttern?

Die kurze Antwort: Nein, du musst nicht füttern. Karnivoren betreiben ganz normal Photosynthese. Insekten dienen nur als Stickstoffquelle für den Aufbau von Enzymen und Proteinen.

Ausnahme: Insekten können helfen, das Wachstum zu fördern – besonders bei Jungpflanzen oder in nährstofffreier Umgebung (Terrarium, sterile Kultur). Die Faustregel ist eine Fliege pro Woche reicht völlig aus – wenn überhaupt.

Wie verdauen fleischfressende Pflanzen?

Nach dem Fang beginnt die Verdauung: Über spezielle Drüsen geben fleischfressende Pflanzen Enzyme wie Proteasen und Phosphatasen ab. Diese lösen die Beute auf, sodass Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor aufgenommen werden können.

Schnappfallen (z. B. Venusfliegenfalle) schließen sich aktiv und verdauen im Inneren.

Klebefallen (z. B. Sonnentau, Fettkraut) setzen Verdauungsenzyme direkt auf der Blattoberfläche frei.

Kannenfallen (z. B. Kannenpflanze) zersetzen Beute in einer mit Flüssigkeit gefüllten Kanne.

Wie locken Karnivoren ihre Beute an?

Karnivoren sind Meister der Täuschung. Sie locken ihre Beute durch:

Farbe: Rot- und UV-aktive Pigmente (für Insekten sichtbar)

Duftstoffe: z. B. honigartiger Geruch bei Sarracenia

Lichtreflexionen: glänzende Oberflächen (bei Fettkräutern oder Kannenpflanzen)

Bewegung: Flimmerhärchen (z. B. beim Sonnentau)

Oft denken Insekten, sie landen auf einer Blüte – und landen stattdessen in der Falle.

Warum fressen fleischfressende Pflanzen überhaupt „Fleisch“?

In ihrer natürlichen Umgebung, etwa Mooren, Felsen oder nährstoffarmen Böden, ist Stickstoff Mangelware.

Um diesen Mangel auszugleichen, entwickelten Karnivoren ausgeklügelte Fangmechanismen, um Insekten und Kleintiere zu „verwerten“. So sichern sie ihre Nährstoffversorgung unabhängig vom Boden.

Pflege fleischfressender Pflanzen auf einen Blick

Thema

Empfehlung
Erde Spezialerde für Karnivoren (torfbasiert, nährstofffrei, durchlässig)
Wasser Regen-, destilliertes oder Umkehrosmose-Wasser, niemals kalkhaltiges Leitungswasser
Gießmethode Anstauverfahren für moorliebende Arten; Oberflächengießen bei lockerem Substrat
Luftfeuchtigkeit
50–90 % je nach Art; dauerhaft hoch bei tropischen Pflanzen empfohlen
Dünger Nicht notwendig; schwache Düngung nur bei ausgewählten Arten (z. B. Nepenthes)
Terrarium Optional; sinnvoll bei hoher Luftfeuchte oder tropischen Bedingungen
Winterruhe Nur bei Arten aus gemäßigten Zonen erforderlich (z. B. Dionaea, Sarracenia)
Schädlinge vermeiden Substrat gut belüften, nicht übergießen, Luftfeuchte im Gleichgewicht halten

Entdecke unsere Auswahl an Karnivoren